José Pablo Moncayo
Huapango
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Werkhintergrund:
José Pablo Moncayo ist weltweit für seinen berühmten „Huapango“ bekannt, ein symphonisches Stück, das heute, 84 Jahre nach seiner Entstehung einen ganz besonders privilegierten Platz im mexikanischen Musikleben einnimmt. Aber in der Welt außerhalb Mexikos ist er mittlerweile ebenfalls angekommen. So konnten wir ihn im Deutschen Radio kürzlich in einer Woche gleich zwei Mal hören, allerdings bei verschiedenen Sendern, einmal bei einer Direktübertragung aus der europäischen Kulturhauptstadt 2025, Chemnitz, ein zweites Mal bei einer Aufzeichnung eines Konzertes der DRP aus dem Jahr 2016 aus Ludwigshafen. Moncayo, dessen sonstige Kompositionen bisher weitgehend unbekannt geblieben sind, war nur ein kurzes Leben vergönnt. Dennoch war er Komponist eines breiten Repertoires, das verschiedene Genres umfasst: Chor, Ballett, Oper, Filmmusik, symphonische Stücke und Kammermusik.
Er wurde am 29. Juni 1912 in Guadalajara, Bundesstaat Jalisco geboren und zog 1927 mit seiner Familie nach Mexiko-Stadt. Zwei Jahre später besuchte er das Nationale Musikkonservatorium ebendort. Er studierte Klavier bei Eduardo Hernández Moncada, Harmonielehre bei Candelario Huízar und Komposition bei Carlos Chávez. Gleichzeitig arbeitete er als Pianist in Cafés, auf Partys und im Radio und begleitete mehr oder weniger bekannte Sänger, um seine Familie zu ernähren und seine eigene Karriere zu ermöglichen.
Er gilt als einer der Vertreter des mexikanischen Musiknationalismus der die Musik mexikanischer Komponisten des 20. Jahrhunderts in der Gesellschaft etablieren wollte. Sein musikalisches Erbe, das zwischen 1931 und 1958 entstand, war auch mit avantgardistischen Strömungen verbunden, die ihm die Entwicklung hin zu einem freigeistigeren Stil ermöglichten.
Im Nationalen Sinfonieorchester Mexikos, das damals unter der Leitung von Carlos Chávez stand, der ja auch einer seiner Lehrer am Konservatorium war, machte er 1931 seine ersten Schritte als Schlagzeuger. Bald darauf stellte er sein kompositorisches Talent unter Beweis und schuf seine ersten Werke, darunter 1934 die Sonate für Bratsche und Klavier.
Zusammen mit Blas Galindo, Daniel Ayala und Salvador Contreras, allesamt Schüler von Carlos Chávez, gründete er die „Group of Four“, deren Ziel es war, ihre Werke in Konzerten vorzustellen und mexikanische Musik mexikanischer Komponisten allgemein zu fördern. Ähnlich wie die nationalen Strömungen in Europa, nur ein halbes Jahrhundert später. Ihr erstes Konzert fand am 25. November 1935 im Teatro Orientación statt, wo Moncayo „Amatzinac“ uraufführte, ein Werk für Flöte und klassisches Quartett, das später für Flöte und Streichorchester orchestriert wurde. „Amatzinac“, was auf Nahuatl „im Wasser des verehrten Papiers“ (Übersetzung besser mal nur mit Vorsicht genießen) bedeutet, wurde als ein Stück im impressionistischen Stil beschrieben. Im folgenden Jahr komponierte er die Sonate für Violine und Klavier, ein Werk mit modernistischer Rhythmik.
Am 15. August 1941 war der Palacio de Bellas Artes die Bühne, auf der das Publikum den Huapango zum ersten Mal hörte, aufgeführt vom Symphonieorchester von Mexiko-Stadt aus dem später das Orquesta Sinfónica Nacional de Mexico werden sollte, unter der Leitung von Carlos Chávez. In diesem Stück verwendet er drei traditionelle Lieder aus dem Hafen von Alvarado in Veracruz, wohin ihn sein Lehrer Carlos Chavez eigens zu diesem Zwecke entsandt hatte: El Ziquiziri, Balajú und El Gavilán, Rhythmen, die ihn zu seinem Meisterwerk inspirierten.
Der Huapango zeichnet sich durch seine Brillanz, Genialität, seine Kontraste und Rhythmen aus und ist sein repräsentativstes und in Mexiko und im Ausland mit ganz großem Abstand bekanntestes Stück. Seit seiner Uraufführung wurde es kontinuierlich in Mexiko und vor allem auf dem süd- und mittelamerikanischen Kontinent aufgeführt, aber auch in Nordamerika, wo ja ebenfalls recht viele Mexikaner leben.
Der Huapango, den er im Alter von 29 Jahren schrieb, wurde nicht nur Moncayos beliebtestes Werk sondern auch ein Symbol der mexikanischen Musik schlechthin Wie bei anderen Komponisten bereits geschehen, denken wir nur an das Violinkonzert Nr. 1 g-Moll von Max Bruch, an den Zauberlehrling von Paul Dukas oder die Symphonie Espagnole von Lalo, stellte er sein späteres Schaffen wahrscheinlich über Gebühr in den Schatten. Dies ist der Fall bei Werken wie seiner Sinfonía, die er während seines Aufenthalts beim Berkshire Festival 1942 dank eines Stipendiums von Serge Koussevitzkis Berkshire Institute vollendete, währenddessen er Kurse bei Aaron Copland in Tanglewood besuchen konnte und wo Leonard Bernstein, Lukas Voss und Blas Galindo seine Klassenkameraden waren.
Das Werk, das im August 1944 im Wettbewerb des Symphonieorchesters von Mexiko-Stadt einen Preis vor José Rolón, Juan Tercero und Luis Sandi gewann, wurde von Moncayo unter dem Pseudonym Mundo präsentiert und am 1. September 1944 unter der Leitung von Carlos Chávez uraufgeführt. Trotz seiner hervorragenden musikalischen Konstruktion wurde das Werk erst am 27. März 1992 vom Nationalen Symphonieorchester unter der Leitung von Enrique Diemecke wieder aufgeführt, der auch die erste Aufnahme machte. Es wäre es sicher wert, einmal aufgeführt zu werden.
Moncayo komponierte auch Werke wie die Sinfonietta (1945), die im selben Jahr vom Symphonieorchester von Mexiko-Stadt unter der Leitung des Komponisten selbst uraufgeführt wurde und seinen eigentümlichen nationalistischen Stil widerspiegelt oder die Drei Stücke für Orchester (1947) und eine Hommage an Cervantes für zwei Oboen und Streichorchester (1947) im Rahmen des 400. Geburtstags des Schriftstellers Miguel de Cervantes (1546-1616).
Weitere bedeutende Stücke sind „La mulata de Córdoba“, eine einaktige Oper, die am 23. Oktober desselben Jahres im Palacio de Bellas Artes unter der Leitung des Komponisten selbst uraufgeführt wurde und die symphonische Dichtung „Tierra de temporal“ (1949), die zum 100. Geburtstag von Chopin (1810–1849) entstand und in der er die klassische Form der Symphonie aufgab, um rhapsodisch geprägte Musik zu schaffen. Dieses Stück inspirierte den Choreografen Guillermo Arriaga dazu, daraus das damals ziemlich bekannte Ballett „Zapata“ zu machen, das am 11. August 1953 im Nationalen Studiotheater in Bukarest uraufgeführt wurde.
José Pablo Moncayo, damals bereits international relativ bekannt, wurde 1945 zum stellvertretenden Dirigenten des Symphonieorchesters von Mexiko-Stadt (dem heutigen Nationalen Symphonieorchester) ernannt und war von 1949 bis 1954 dessen künstlerischer Leiter. Er dirigierte auch das Symphonieorchester des Konservatoriums. Während dieser Zeit blühte seine musikalische Kreativität weiter auf und er komponierte „Muros Verdes“ (Grüne Wände), ein Klavierwerk, das die Tonleitern des modalen Jazz der 1960er und 1970er Jahre vorwegnimmt; „Cumbres“ (1953), ein symphonisches Gedicht, das 1954 uraufgeführt wurde; und „Bosques“ (1954), ein symphonisches Gedicht, das 1957 vom Symphonieorchester von Guadalajara unter der Leitung von Blas Galindo aufgeführt wurde. Nur ganz selten zieren diese Werke einmal einen Tonträger mit einer Einspielung des Huapango, der zumeist mit den anderen wenigen Musikstücken aus Süd- und Mittelamerika gemeinsam, die auch in Europa etwas populärer geworden sind im Rahmen einer „Best of“-Collection auf einer Platte oder CD erschienen ist.
José Pablo Moncayo hinterließ also ein breites musikalisches Erbe mit Werken für Klavier, Gesang und Klavier, Instrumentalduette, Trios, Quintette, Sextette, Kammer- und Sinfonieorchester, Gesang, Ballettsuiten, Opern- und Filmmusik und war also nicht nur der Komponist seines „One-Hit-Wonders“ Huapango.
Moncayo starb am 16. Juni 1958 in Mexiko-Stadt mit 46 Jahren und beendete so die kurze musikalische Epoche des mexikanischen Nationalismus. Die Uraufführung der Ballettmusik „Tierra“ (1956) fand im September 1958 statt, die choreografische Aufführung jedoch erst 2012, an seinem 100. Geburtstag.
Wir wollten die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen um den bei uns gänzlich unbekannten mexikanischen Komponisten einmal ein wenig ausführlicher vorzustellen, die Quellenlage ist spärlich und wenn man etwas findet, dann nur auf Spanisch.
Der Huapango ist also nach wie vor das berühmteste symphonische Werk aus Mexiko und das weitaus beliebteste in Mexiko selbst. Es erfreut sich großer Beliebtheit, seit es am 15. August 1941 vom Symphonieorchester von Mexiko-Stadt unter der Leitung von Carlos Chávez im Palacio Bellas Artes uraufgeführt wurde.
Es ist nicht so, dass Moncayos Huapango besser wäre als andere Musikwerke, wie etwa die „Indian Symphony“ von Carlos Chávez’, dessen beliebtestes Werk, oder die nationalistischen Werke „Sensemayá“ und „La Noche de los Mayas“ von Silvestre Revueltas, die bei uns erst durch die Platte Bernsteins und der New Yorker Philharmoniker oder/und die Tourneen und Tonträger Gustavo Dudamels und des Simon Bolivar Youth Orchestra etwas populärer gemacht wurden. Eher im Gegenteil. Die wirken vielschichtiger komponiert und im besten Sinn komplexer.
Doch Moncayos Huapango „fesselt einen, besonders als Mexikaner, egal ob man Musikliebhaber ist oder nicht regelmäßig in Konzertsäle geht.“ Es ist ein „freudvolles, erhebendes Werk“, sagt der Pianist und Komponist Samuel Pascoe.
Vielleicht gilt er deshalb als die zweite Nationalhymne Mexikos, allerdings eine ganz besonders tänzerische. Er ist ein fröhliches und unterhaltsames Stück mit traditionellen mexikanischen Instrumenten, Rhythmen und schwebenden Melodien, die vor allem von den Blechbläsern, aber auch vom Holz (Oboe) gespielt werden. Dieses Stück ist im klassischen Repertoire einzigartig, vor allem wegen der Lust, dazu zu tanzen. Klassische Musik kann manchmal, eigentlich ziemlich oft das Gefühl hervorrufen, während eines Konzerts still sitzen zu müssen und man erwartet das Stillsitzen auch innerhalb der verschworenen Gemeinschaft der Konzertgänger, doch der Huapango ruft das gegenteilige Gefühl hervor. Es ist eigentlich verwunderlich, dass während seiner Aufführung, kein Tanz-Meeting aus dem Konzertbesuch wird, wie heißen die noch auf Neudeutsch: „Flashmob“? Diese Musik handelt von purer Lebensfreude und Stolz, Eigenschaften, die in den meisten Kompositionen des 20. Jahrhunderts fehlt. Aber es gibt sie noch. Es ist doch wichtig, nicht nur die Ungerechtigkeiten und die Trauer auf der Welt zu zeigen oder in Kunst zu reflektieren, sondern auch Licht und Freude, dazu ist die Musik des Huapango ausgezeichnet geeignet. Wohl niemand wird ein Konzert mit dem Huapango nicht mit besserer Laune verlassen als er es begonnen hat. Allerdings ist die Musik von eher folkloristischer Einfachheit, davon sollte man sich als möglicherweise hochintellektueller Konzertgänger nicht stören lassen.
Zur Begriffserklärung „Huapango“: Es könnte eigentlich eine Verballhornung des Wortes Fandango sein oder ein Begriff aus der Nahuatl-Sprache, demnach wäre er der „Ort, an dem das Holz platziert wird“, also die Tanzplattform, auf der der Tanz gewöhnlich öffentlich getanzt wird. Oder es ist eine Zusammensetzung der Wörter „Huasteca“ (einem mexikanischen Volksstamm) und „Pango“ (was so viel wie „schwarz“ bedeutet, wenn man die spanische Wurzel des Wortes nimmt), wobei es sich auch um die alternativen Namen des Flusses oder der Stadt Pánuco handelt. Das Wort kommt auch als eine Art mexikanisches Volkslied vor, das in zwei Varianten existiert, dem Huapango Jarocho und dem Huapango Ranchero. Obwohl man das Wort ja nicht mit demselben Wort erklären kann. Aber das sind nun mal die Hinweise, die einem bei einer Suche angezeigt werden. Da sollten die mexikanischen Musikgelehrten doch mal eine finale Klärung herbeiführen (denkt man da für sich im Stillen), falls es überhaupt eine gibt.
Tatsächlich sind diese Definitionen jedoch alle hilfreich, um uns dem Wesen des Huapango näherzubringen, auch wenn die Angelegenheit so vielleicht komplexer erscheinen mag als sie ist. Und diese Ansätze sind dann doch interessant, vielleicht sogar notwendig für dieses auf seine Weise großartige, brillante und stets leuchtende Orchesterwerk. Moncayo entwickelte und verarbeitete die Themen dreier Huapangos aus Alvarado, die in einer Anmerkung des Musikwissenschaftlers Otto Mayer Serra zitiert werden: El Ziquizirí, El Balajú und El Gavilancito, wir erwähntes es bereits eingangs. Angesichts der (sicher ebenfalls faszinierenden) Möglichkeit die Moncayo damals hatte, diese Lieder in ihrer Originalversion zu hören, wird klar, dass Moncayo weit mehr tat, als die drei Huapangos wörtlich zu zitieren. Tatsächlich ist sein Werk reichhaltig und vielfältig, und seine Verbundenheit mit der ursprünglichen Form des Son Jarocho wird im letzten Abschnitt des Werks am deutlichsten, wenn Trompete und Posaune in einen herausfordernden Dialog treten, als wären sie zwei Copleros (zu Deutsch etwa „Kuppler“ oder auch Lügner oder Prahler) aus Alvarado.
Der grundlegende Unterschied gegenüber den Originalen auf dem Markplatz von Alvarado in Veracruz besteht darin, dass Trompete und Posaune statt mehr oder eher weniger subtiler subtiler Beleidigungen und anderer Zweideutigkeiten oder gar Dreideutigkeiten brillante musikalische Phrasen austauschen. Manch ein Posaunist vermag es jedoch, die Marktplatz-Atmosphäre deutlich zu machen oder zumindest noch durchschimmern zu lassen. Dass das dem Orchester aus Xalapa oder aus Mexico-City besser gelingt als den Berliner Philharmonikern oder den Orchestern aus Minnesota oder Paris verwundert da nicht. Sie sind einfach näher dran. Neben den drei von Mayer-Serra zitierten Sones sind, wie es zu lesen ist, in Moncayos Huapango übrigens auch noch Fragmente mehrerer anderer originärer Volksmusik-Stücke zu erkennen.
Der Huapango als populäre Musikform „des Volkes“ wird in seinem für Veracruz typischen Stil normalerweise von einem Requinto (eine Art Minigitarre oder aber mit einer kleinen Klarinette), einer Harfe, einer Gitarre und gelegentlich von einer Violine und einer Jarana (zu Deutsch: Krach in diesem Fall sicher ein bestimmtes Instrument, sehr wahrscheinlich ein spezielles Schlaginstrument der Region) begleitet wird. Beim aufmerksamen Hören von Moncayos Huapango wird deutlich, dass es dem aus Guadalajara stammenden Komponisten mit besonderer Eleganz und Effektivität gelang, einige der Klänge des typischen Huapango-Instrumentalensembles auf das Orchester zu übertragen. In diesem Zusammenhang sind beispielsweise das Zwischenspiel mit der Harfe in der Mitte des Werks oder die Episoden erwähnenswert, in denen die Violinen wie kleine Jaranas begleiten, die eher gezupft als gerieben werden. Da merkt man bei den verschiedenen Einspielungen genau, wer die Herkunft der Spieltechnik bei den Gitarren odee Jaranas erkannt hat und wer nicht. Bestenfalls klingen die Violinen fast genau wie Gitarren.
Blas Galindo (1910–1983), ein Studienfreund und Landsmann Moncayos, meinte Folgendes zu Moncayos Huapango: „El Huapango ist ein isoliertes Beispiel seines Schaffens. Es handelt sich um eine brillante und gelungene Bearbeitung von Veracruz-Sones. In seinen anderen Werken, die nicht folkloristischen Ursprungs sind, sind dennoch gewisse mexikanische Elemente erkennbar, die der Musik dieses Komponisten einen unverwechselbaren Charakter verleihen. Es handelt sich ohne Zweifel um einen Mexikanismus, der auf eine universelle Ebene gehoben wurde. Moncayo geht mit den Mitteln der Orchestrierungskunst mit der Sicherheit eines Meisters um.“
Der immense (und wohlverdiente) Ruhm und die Popularität des Huapango Moncayos können als ein Phänomen mit positiven und negativen Aspekten betrachtet werden. Ein kurzer Überblick über das vor allem innermexikanische Phänomen:
- Der enorme Einfluss des Huapango auf die mexikanische Musikwelt, sowohl hinsichtlich seiner häufigen Aufführungen als auch hinsichtlich seiner öffentlichen Wahrnehmung, hat dazu geführt, dass das übrige Schaffen Moncayos (übrigens sehr schätzenswerte) unverdient in Vergessenheit geraten ist. Wie viele der Tausenden von Musikliebhabern, die keine Gelegenheit verpassen, den Huapango immer wieder zu hören, kennen die anderen Werke wie Bosques, Cumbres, Tierra de temporal, die Drei Stücke für Orchester, die Symphonie oder die Sinfonietta, um nur seine Orchestermusik zu nennen?
- Moncayos Huapango wurde nicht ohne Grund vielfach transkribiert, arrangiert und bearbeitet und ist heute in vielfältigen Klangformen in Mexiko allgegenwärtig. YouTube vermittelt einen guten Eindruck davon. Dies trägt einerseits dazu bei, dieses brillante Werk in Abwesenheit eines Symphonieorchesters bekannter zu machen, andererseits schaden einige dieser Versionen der Partitur des Komponisten aus Jalisco mehr, als sie nützen. Eine gute Transkription für Akkordeon ist beispielsweise stimmiger und zufriedenstellender als ein schlechter Versuch, den Huapango für ein Quartett von E-Gitarren oder eine große Orgel zu arrangieren.
- Viele Musikliebhaber gehen davon aus, dass Moncayos Huapango, eine Art zweite mexikanische Nationalhymne, den Musikern Mexikos bestens vertraut sein müsste. Leider ist oft das Gegenteil der Fall, und es kommt nicht selten vor, dass dieses Werk auch in Mexiko schlecht aufgeführt wird. Dies ist auf die routinemäßige und nachlässige Vorbereitung von Orchestern und Dirigenten zurückzuführen, die glauben, das Material perfekt zu kennen, es aber mit besonderer Zurückhaltung und Arroganz aufführen. Wir haben die am wenigsten gelungenen Darbietungen (nicht nur aus Mexiko, sondern auch aus den USA und Deutschland) nicht in unsere Aufstellung übernommen. Wegen seiner relativen Einfachheit und leichten Spielbarkeit wagen sich auch Orchester (nicht nur Jugend- oder Laienorchester) an die Aufführung, die das Stück nicht (ganz) beherrschen oder nur ein Schlafwagentempo hinbekommen.
- Eine der schlimmsten Folgen der immensen Popularität des Huapango ist die Tatsache, dass dieses eigentlich ausdrucksstarke Werk fast unmittelbar nach seiner Uraufführung als Hintergrundmusik für alle Arten offizieller und staatlicher Propaganda sowie für zahlreiche kommerzielle, verkaufsfördernde und touristische audiovisuelle Produkte mit „nationalem“ oder „mexikanischem“ Schwerpunkt verwendet (und missbraucht) wurde, was zu einer gewissen Herabwürdigung durch Überbeanspruchung führte. Der Galopp aus der „Wilhelm Tell“ Ouvertüre lässt grüßen. Die Wiederverwendung des Huapango zur Vertonung von Filmen, Dokumentationen, Werbespots usw. sollte, so die Meinung nicht weniger musikliebender Mexikaner gesetzlich verboten werden, da eine übermäßige Verwendung der Musik schadet. In unseren Breiten hingegen müsste er erst einmal richtig entdeckt werden, bevor man ihn ausschlachten kann. Der Huapango ist jedoch, wie die „Wilhelm Tell“-Ouvertüre ein letztlich eben doch seriöses Kunstwerk, das bisher all diesen „Misshandlungen und Demütigungen“ standgehalten hat.
Nur wenige Musikliebhaber wissen übrigens, dass der mexikanische Komponist José Pomar (1880-1961) zehn Jahre zuvor, 1931, seinen eigenen Huapango für Orchester geschrieben hatte. Er ist ebenfalls im Netz zu finden und kann sich kaum mit Moncayos Version messen.
(Quellen: Texte und Notizen von Fernando Guzan Aquilar (Autonome Universität Mexiko), Jordan Gunn (Bard College Orchestra NOW), Juan Arturo Brennan (Sinfonia de Mineria), Velasresorts (ohne erkennbaren Autorennamen) und Wikipedia)
zusammengestellt bis 11.10.2025

José Pablo Moncayo als junger Mann und etwas älter. Er starb bereits kurz vor seinem 46. Geburtstag 1958 an Herzinsuffizienz.
Beide Fotos ohne Datum.
Die verschiedenen Einspielungen, kurz rezensiert:
Zunächst die Aufnahmen ohne die Beiträge zur Diskographie von Carlos Miguel Prieto:
5*
Herrera de la Fuente
Orquesta Sinfónica de Xalapa
Vox, IMP, Guild, Opus Magnum
P 1982
7:57
Das Orchester aus Xalapa ist bei uns nicht gerade bekannt. Xalapa ist jedoch die Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaats Veracruz, kommt also aus genau der Provinz, in der Moncayo die Lieder für seinen Hupango gesucht und gefunden hat. Es war den Musikern wahrscheinlich eine besondere Ehre in diesem Fall ihr Allerbestes zu geben. Und dass sie dabei sogar den Klangkörper Nr. 1 ihres Landes, das Mexikanische Nationalorchester aus Mexico-City, hinter sich gelassen haben kann kaum angemessen gewürdigt werden. Der Dirigent der Aufnahme, Herrera de la Fuente (1916-2014) war selbst Chefdirigent des Orquesta Sinfónica Nacional de Mexico 1954-1972 und 1989-1990. Er war auch Komponist und als solcher Schüler von Ernesto Halffter und Schüler von Sergiu Celibidache in Italien und Hermann Scherchen in Zürich, wenn es ums Dirigieren ging. Es gibt mit ihm auch noch eine Einspielung mit einem weiteren Orchester aus Mexico-City, den Philharmonikern, die aber nach unseren Maßstäben gegen die aus Xalapa in allen Bereichen der Beurteilung zurückstehen muss.
Und das, obwohl Señor de la Fuente in etwa das gleiche flotte und sehr tänzerische, temperamentvolle Tempo einschlägt wie in der Hauptstadt. Das Orchester in Xalapa spielt einfach quirliger, mit mehr Engagement. So übertragen sich Elan und Spielfreude noch unmittelbarer auf die Hörer/innen. Nicht zuletzt wirkt die Aufnahmequalität dynamischer und durchschlagskräftiger. Das Orchester hat seinen ureigenen Tanz vollkommen verinnerlicht, spielt tänzerisch inspiriert, wahrscheinlich komplett auswendig, sehr präzise und wie gesagt sagenhaft motiviert und mit einem schwerelos wirkenden Drive, wenn da nicht das erdende Schlagwerk und die Bässe wären, käme man wohl ins Fliegen. Der einzige kleine Schönheitsfehler begegnet einem beim Unisono von Horn und Flöte, das deutlich vom zu lauten Horn dominiert wird, das zudem nicht die Intonationsreinheit der Flöte erreicht. Dieses Unisono in „Reinkultur“ könnte man beim Waldbühnenkonzert der Berliner Philharmoniker erleben, da spielen Andreas Blau und der junge Stefan Dohr, besser geht es nicht. Alle anderen Soli sitzen jedoch auch in Xalapa auf den Punkt genau. Besonders gelungen und richtig Gänsehaut verursacht das Duett Posaune und Trompete (das Marktplatzduett der beiden „Angeber“) denn die beiden hängen sich voll rein und begeistern in ihrer Rolle wie nur wenige andere. So deftig hört man das nur von mexikanischen Bläsern, die vom folkloristischen Hintergrund wissen und ihn mit einfließen lassen können. Bravo. Das macht neben dem instrumentalen Können den Unterschied!
Auch klangtechnisch wirkt diese Einspielung extrem dynamisch und mitreißend. Sie reicht aber auch tief in den Raum und klingt viel präsenter und plastischer als die Aufnahme Fuentes aus Mexico-City. Die Soli kommen viel deutlicher heraus, das Holz scheint überhaupt sehr günstig mit viel Sachverstand leicht vorgezogen worden zu sein. Und, was für das Gelingen des Huapango von grundlegender Bedeutung ist: Das komplette Schlagwerk hat ordentlich Druck. Die Aufnahme ist bassgewaltig und enorm durchschlagskräftig. In Sachen Transparenz und Übersichtlichkeit kommt sie nicht ganz an die moderneren Aufnahmen aus Paris, Los Angeles oder Minnesota heran, aber musikalisch…Herrera de la Fuente war 1975-84 Chef des Orchesters aus Xalapa und er legt hier mit 66 ein Feuer an den Tag an dem sich nahezu alle jüngeren Dirigenten die Finger verbrennen.
5
Eduardo Diazmuñoz
Orquesta Sinfónica Carlos Chavez
Warner, WEA
P 1997
8:06
Die Carlos Chávez Orchestra-School ist eine Institution, die junge Menschen aus Mexiko im Alter zwischen 17 und 30 Jahren zusammenbringt. Sie ist Teil des Nationalen Systems zur Förderung der Musik „Conaculta“, wird vom Nationalen Fonds für Kultur und Kunst des Landes unterstützt und fungiert als „Orchester-Schule“-Projekt, ein Lernraum für Musiker, die so ihre Karriere beginnen können. „El Sistema“ des Simon Bolivar Jugendorchesters aus Venezuela lässt grüßen. Entsprechend ist der Dirigent Diazmuñoz, ehemals Assistent von Bernstein in Tanglewood, von Eduardo Mata und von Leon Barzin in Paris, auch als Komponist und Arrangeur, vor allem aber als Pädagoge hervorgetreten und war als solcher nahezu weltweit tätig.
Man erliegt binnen Sekunden dem jugendlichen Feuer und dem mitreißenden Schwung dieses „beseelt“ aufspielenden jungen Orchesters. Beeindruckend ist dabei vor allem das absolut virtuos auftrumpfende Blech. Alle Solisten-Positionen, z.B. Harfe, Flöte, Horn und vor allem die Oboe sind ausgezeichnet besetzt. Der Abschnitt mit „Meno“, zu Deutsch „weniger“, hier weniger Tempo, weniger Elan, mehr Besinnung usw. bedeutend, ja was nun genau, das bleibt Interpretationssache, wird dieses Mal sehr gefühlvoll vorgetragen. Das Duett Horn/Flöte gelingt obwohl die beiden jungen Musiker/innen deutlich und recht weit von einander entfernt sitzen sehr schön und präzise. Die Oboe überrascht bei ihren Soli mit einem besonders schönen, weichen Klang und einer etwas verspielt koketten Artikulation bei genauester rhythmischer Präzision. Das Duo Posaune/Trompete klingt nicht so frech wie in Xalapa aber in sich besonders ausgewogen und wird animierend gespielt. An dieser Einspielung begeistert die sagenhafte Spielfreude ganz besonders.
Die Aufnahme klingt schön voll und sehr dynamisch. Auch sie wirkt schlagwerkaffin, was bei diesem Werk fast schon eine Grundvoraussetzung für eine mitreißende Wirkung darstellt. Wenn man sehr anspruchsvoll sein möchte, würde man sich die Soli von Holz und Horn noch etwas deutlicher wünschen. Aber das Orchestertutti klingt immer noch sehr transparent, was nicht zuletzt auch auf ein präzise zusammenspielendes Orchester schließen lässt. Die Gran Cassa klingt tief, voll und gut konturiert.
5
Enrique Batiz
Orquesta Sinfónica Nacional de Mexico (bei Naxos: Festival Orchestra of Mexico genannt)
Luzan, Naxos
1993
8:22
Enrique Batiz hat den Huapango (mindestens) zweimal eingespielt. Die erste Aufnahme entstand 1980 für EMI, sie wurde später von ASV weiterverwendet. Man erkennt sie daran, dass sie noch etwas straffer im Tempo aber auch stromlinienförmiger im Gestus erscheint und daher nur 7:59 Minuten dauert. Die zweite Aufnahme stammt von 1993 und dauert 8:22 Minuten. Auch sie wurde von mehreren Firmen verwertet. Im Falle Naxos musste man das Orchester wahrscheinlich aus vertragsrechtlichen Gründen umbenennen. Beide Aufnahmen, also die von 1980 und die von 1993 wurden von Brian Culverhouse produziert und aufgenommen, er firmiert also als Producer und Engineer.
Die jüngere Aufnahme kann man zusätzlich zu den bereits genannten Merkmalen auch sehr gut an der besseren Tiefenstaffelung des Orchesters erkennen.
Die Darbietung wirkt sehr lebendig, rhythmisch betont, mit viel Temperament und perkussiver Härte gespielt und sehr straff. Das Orchester ist sehr gut in Form (das ist es längst nicht immer, wie unser Streifzug durch die Diskographie noch zeigen wird) bei allzeitiger Präsenz des Instrumentariums, besonders des Schlagwerks. Der Abschnitt „Meno“ wirkt idyllisch und verträumt. Hier nimmt Batiz das Tempo viel stärker heraus als 1980 (bei EMI und ASV zu hören) und daher rührt auch die 23 Sekunden längere Spielzeit, was noch ein Unterscheidungskriterium darstellt. Sie sind gut investiert. Das Duett Posaune/Trompete klingt schön „rotzig-frech“. Übrigens beim Festival Orchestra of Mexico haarfein genauso, kein Wunder, ist ja auch dieselbe Aufnahme.
Als Luzan klingt die Aufnahme schön räumlich und knackig-dynamisch, sehr gut aufgefächert mit einer guten Tiefenstaffelung, sehr transparent, die Violinen etwas hart. Als Naxos klingen die Violinen noch etwas weniger hart und die Ortbarkeit des Instrumentariums erscheint verbessert. Die Orchesteraufstellung erscheint bei Luzam und Naxos genau gleich. Gegenüber der Aufnahme von 1980, der EMI/ASV-Version, erscheint der Bass vermindert in Fülle und Kontur, das Holz erscheint komplett nach links gerutscht.
5
Enrique Batiz
Orquesta Sinfónica del Estado de Mexico
EMI, ASV
1980
7:59
Diese Aufnahme entstand in der Sala Nezahualcoyotl in Mexico City. Musikalisch erklingt der Huapango nun noch stürmischer als 1993, sehr straff, von der Artikulation her ein wenig stromlinienförmiger als 1993. Das Blech allerdings wirkt obwohl noch rasanter zugange trotzdem noch akzentuierter. Es wird zudem präsenter eingefangen, was zu einer noch emotionaleren Gangart nicht unerheblich beiträgt. Der „Meno“-Abschnitt wird deutlich schneller genommen, was zwar einen besseren Zusammenhang zu den Formteilen zuvor und danach schafft und es leichter macht die Spannung zu halten, aber das emotional wirkende Innehalten und das so wunderschöne wie einfachen Oboensolo wirkt 1993 emotionaler, es kann sich langsamer besser ins Gemüt „eingraben“. Das Duett Posaune/Trompete findet dieses Mal einen anderen Sieger: Die Trompete, die die Posaune ganz anders als 1993 dieses Mal dominiert. Danach geht es sagenhaft rasant zum Finale und man hat den Eindruck, dass das Orchester hier noch mehr ins Jubeln kommt.
Der ASV-Klang zeigt ein präsenteres Instrumentarium als 1993 bei Luzam und Naxos und das Holz ist nun perfekt zentriert, d.h. man hört es genau von dort, wo es gewöhnlich sitzt. Die Räumlichkeit und die Tiefenstaffelung wirken allerdings gegenüber 1993 reduziert. Blech und Holz erscheinen nun viel weiter vorne platziert. Das Orchester ist als Ganzes regelrecht zusammengerückt, der Klang wirkt dichter und viel weniger luftig. Die EMI, also die ursprüngliche, erste Version (lag uns noch als LP vor), wirkt offener, plastischer und viel dynamischer. Noch präsenter aber räumlich noch ein wenig enger. Die Violinen klingen als EMI-LP erheblich seidiger als auf der ASV-CD und die Gran Cassa klingt nun explosiver. Da scheint beim Transfer auf die ASV-CD ein bisschen Dynamik auf der Strecke geblieben zu sein. Der Plattenlauf war übrigens mustergültig leise, ohne ein Knack- oder Schleifgeräusch. Eine echte Seltenheit.
5
Gustavo Rivero Weber
Orquesta Juvenil Universitaria Eduardo Mata, Mexico City
Naxos
2018
8:17
Der Name des Orchesters ist eine Hommage an den Dirigenten und Komponisten aus Morelos, Eduardo Mata, einer der bekanntesten Dirigenten Mexikos, der schon früh bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Leider hatten wir keinen Zugriff auf seinen Huapango auf Tonträger. Es gibt nämlich eine Aufnahme mit ihm bei der er das Orchester der Freien (hier: „autonom“ genannten) Universität von Mexico-City leitet, dem er eine gewisse Zeit als Chef vorstand. Es werden mittlerweile beim Orchester auch Studenten anderer Musikhochschulen (also nicht nur von der Eduardo-Mata-Uni) aufgenommen, die Altersbeschränkung beträgt 16-35 Jahre, sodass man sich nicht wundern muss, dass es schon so erwachsen klingt. Die Aufnahme entstand, wie die meisten Einspielungen aus Mexico-City im Sala Nezahualcoyotl.
Man spielt „unser“ Stück mit einem leicht und locker wirkendem Tempo zugleich aber auch mit einem prägnant-kraftvollem Zugriff im Rhythmischen. An dieser Einspielung gefällt besonders mit welch einer Lust gerade die Violinen ihre Freude an dieser Musik heraussingen. Das hat ganz besonderen Flair, geboren aus Enthusiasmus. Die Oboe wirkt beim Solo noch etwas dünn, aber keinesfalls unsicher. Wenn wir uns noch an die ähnlich rhythmusstarke Aufnahme mit Theodore Kuchar aus Venezuela erinnern, dann fällt auf, wieviel charmanter diese Version aus Mexiko doch wirkt. Viel weniger „nur“ mechanisch. Der „Meno“-Abschnitt verbleibt in einem tänzerisch-flotten Tempo, ebenfalls wie bei Kuchar, wirkt aber ungleich gefühlvoller. Das abschließende Allegro moderato wirkt wunderbar beschwingt-vorantreibend und akzentreich. Das Duett Posaune/Trompete gefällt auf der ganzen Linie, auch wenn dieses Mal keine exaltierten Angeber ihre Meinung lauthals über den Marktplatz grölen. Macht ja nichts, klingt nun etwas kultivierter, wirkt aber immer noch herrlich urwüchsig. In dieser Einspielung, es ist nun bereits die zweite mit einem „Jugendorchester“ in unserer Liste, wenngleich der Begriff „Jugend“ in Mexiko anscheinend noch weit ins Erwachsenenalter hineinreicht, wird mit vollem Herzen und sehr kräftigen, vollen Lungen musiziert.
Die Aufnahme klingt sehr dynamisch und präsent, allerdings wirkt die Räumlichkeit lange nicht so ausgeprägt wie in der Aufnahme mit Kuchar oder auch Luis Lobos. Blech und Schlagwerk kommen gebührend zur Geltung. Eine Einspielung, die Herz und Kreislauf, wie die zuvor bereits genannten, kräftig in Schwung versetzt.
5
Sergio Cárdenas
Orquesta Sinfónica Nacional de Mexico
BMG, RCA-Mexico
1980
8:33
Auch diese Aufnahme entstand im Sala Nezahualcoyotl in Mexico-City. Auf dieser CD befinden sich sogar noch weitere Stücke von Herrn Moncayo, weshalb sie einen besonderen Repertoirewert für sich in Anspruch nehmen darf. Senor Cardenas war 1979-84 Chefdirigent des Mexikanischen Nationalorchesters. Danach war er sogar in Deutschland tätig nämlich als Chef der Hofer Symphoniker (1985-89). Geboren 1951 absolvierte er seine Ausbildung in Princeton und am Salzburger Mozarteum bei Carl Melles und besuchte Meisterkurse bei Witold Rowicki (1975 in Wien) und Celibidache (1977 in Trier).
Das Tempo wirkt dieses Mal gemäßigter, rhythmisch jedoch durchaus geschärft. Das Schlagwerk bleibt immer gut hörbar. Nun hören wir ein sehr homogen besetztes Profi-Orchester, das den Huapango kennt wie wahrscheinlich weltweit kein zweites (Ausnahme: das Orchester aus Xalapa), mit klangschön besetztem Holz (sehr schöne Oboe!). Nichtsdestotrotz bringt es den Huapango längst nicht immer so gut und prägnant zu Gehör wie in dieser Aufnahme, es kommen ja noch weitere mit ihm in unserer kleinen Liste. Hier hören wir im Duo Posaune/Trompete die frechste, ja rotzig-frech ist wohl noch untertrieben Posaune und einer richtig stramm dagegenhaltenden Trompete. Marktplatz-Atmosphäre pur. Noch mehr als das Duo in Xalapa. Überhaupt ist das Blech aus Mexico-City in offenherziger Spendierlaune. Man hört, auch bei den Profis sind die Herzen und Lungen voll, man muss also nicht unbedingt unter 30 sein, um sein Herz an den Huapango zu verlieren.
Die Aufnahme wurde nur leise aufgenommen bzw. überspielt. Sie klingt sehr weiträumig und die Instrumente erscheinen ganz schön weit entfernt. Sie bleiben aber deutlich, was dieser Einspielung eine extreme Transparenz verleiht. Wir hören so ein referenzverdächtig genaues und übersichtliches Orchesterpanorama. Leider etwas distanziert, aber jedes noch so kleine Detail ist bestens zu hören. Dynamisch ist diese Aufnahme außerordentlich differenziert, allerdings muss man, um eine begeisternde Lautstärke zu erreichen etwas mehr aufdrehen als üblich. Wenn es weiter nichts ist… Die Aufnahme ist dann ziemlich bassgewaltig und trotz des gefährlich-frühdigitalen Aufnahmedatums hören wir keine lästigen Härten. Vielleicht hat man noch anlog aufgenommen? Dann wäre diese phänomenale Räumlichkeit noch erstaunlicher.
5
José Aréan
Orquesta Sinfónica de Mineria
DK Recordings
2013, live
8:25
Diese Aufnahme entstand als Teil des alljährlichen Konzertes zum Mexikanischen Nationalfeiertags 2013, das ohne den Huapango wahrscheinlich nicht auskommt. Wieder einmal im Sala Nezahualcoyotl. Der Dirigent war 2011-16 Chef des Philharmonischen Orchesters der Stadt Mexiko, mit dem wir seltsamerweise nur wenige Einspielungen des Huapango finden konnten, 2017-20 war Aréan Chef des Aguascalientes Symphony Orchestra und 2023 Chef des Sinfonieorchesters von Yucatan in Merida. Ab 2025 Chef des Orquesta Juvenil Eduardo Mata, was wir ja bereits kennenlernen durften. Das aufgenommene Orchester war ehemals einmal ein Bergwerks-Orchester, das Wort Mine kann man in seinem Namen noch gut erkennen. Es ist ebenfalls in der 10-Millionen-Metropole Mexico-City (Volkszählung 2020) beheimatet und wir sind nicht sicher, ob dies noch die aktuelle Bevölkerungszahl ist. Sie steigt nämlich seit Jahren kontinuierlich.
Zum Nationalfeiertag, so sollte man meinen, gibt sich das betreffende Orchester, das das Konzert, das gewöhnlich im Fernsehen übertragen wird, spielen darf besondere Mühe. In diesem Fall ist es so. Man spielt sehr akzentuiert, das Blech sitzt auf der vordersten Stuhlkante und der Dirigent scheint alles im Blick zu haben. Das Orchester spielt hochkultiviert, straff und leidenschaftlich vom Solo bis ins Tutti. Das Holz erscheint klanglich besonders schön und der spezifische Sound des Schlagwerks läuft nicht unter ferner liefen. Allerdings war beim Orchester aus Xalapa noch mehr Leidenschaft im Spiel. Im Duett von Posaune und Trompete, das besonders dialogisch gelingt, dominiert nun wieder die Trompete über die Posaune. Großer Jubel und viele Bravos im Sala Nezahualcoyotl.
Der Klang der Aufnahme wirkt sehr präsent, das Orchester sehr gut gestaffelt und sehr dynamisch. Der Saal scheint trotz seiner Höhe recht trocken zu sein, wie es nun schon mehrere verschiedene Aufnahmen vermuten lassen. Das wunderbar präsente Schlagzeug bringt viel Rhythmus ins Spiel.
5
Gustavo Dudamel
Simon Bolivar Youth Orchestra of Venezuela
DG
2007, live
7:54
Diese Aufnahme entstand anlässlich der BBC Proms in der Royal Albert Hall. Damals spielte man noch in der „echten“ Jugendbesetzung, irgendwann hat man das „Youth“ dann weggelassen denn aus den Kindern wurden unterdessen Leute. Die Besetzung war damals noch gewaltig, die Bühne der riesigen Halle war vollauf besetzt mit dicht gedrängt sitzenden jungen Musikern. Vom Boden der Bühne ist nichts mehr zu sehen. Das Orchester spielt das Werk Moncayos sehr sicher, wobei kleine Unsauberkeiten in der superstarken Besetzung leichter verborgen bleiben als in einer lichteren. Die Soli sind zumeist klangvoll. Gegenüber Dudamels Aufnahme mit dem LAPO wirkt das Spiel bei den jungen Leuten temperamentvoller und es scheint mehr von Innen heraus zu glühen, was man auch bei den Soli hören kann, ob es nun Oboe, Harfe, Posaune oder Trompete ist. Allerdings sind die Philharmoniker aus Los Angeles im Einzelnen noch ein wenig klarer und ja, noch sattelfester und nobler im Ausdruck. Wobei „nobel“ bei diesem Werk vielleicht die glanzvolle Spielfreude nicht ganz aufwiegen kann. Von der Aufnahmequalität werden die LA Philharmoniker allerdings deutlich bevorzugt. Das Tempo ist übrigens in etwas das gleiche, man verspürt in London jedoch einfach mehr Feuer, nicht zuletzt weil das Schlagwerk kolossal antreibt.
Der Klang der Aufnahme, die offensichtlich von Gustavo Dudamel selbst (oder seinem Mitarbeiterstab) auf YouTube hochgeladen wurde, aber von der DG erstellt wurde, da gab es einmal ein Video („The Promise of Music“) auf dem man zudem noch die „Eroica“ findet, ist wenig räumlich, wirkt etwas gedrungen und hat weniger Glanz als die Aufnahme aus LA. Die Soli kommen deutlich heraus, der Bass klingt recht voll.
5
Alondra de la Parra
Philharmonic Orchestra of the Americas
Sony
P 2010
8:16
Dieses Orchester wurde 2004 von der damals 23jährigen mexikanischen Dirigentin Alondra de la Parra gegründet. Es spielen in ihm junge Musiker bis zum Alter von 35 Jahren aus 22 Ländern, vornehmlich aus Mittel- und Südamerika, aber auch aus dem Rest der westlichen Hemisphäre. Aufgenommen wurde in der State University of New York at Purchase, Performing Arts Center. Es gibt noch ein Orchester ähnlichen Namens: Orchestra of the Americas, das einem ganz ähnlichen Konzept folgt, nämlich unterprivilegierten jungen Musikern den Sprung ins Berufsleben zu erleichtern bzw. erst zu ermöglichen.
Erneut haben wir es also mit einem „Jugendorchester“ auf einem hohen professionellen Niveau zu tun mit erstklassigen solistischen Beiträgen und einer nahezu perfekten Homogenität. Die Violinen klingen voller, strahlkräftiger und lebendiger als beim LAPO mit Dudamel und als die Violinen des Orchestre de Paris auf der zweiten Aufnahme mit Alondra de la Parra. Man musiziert straff und rhythmisch und vermittelt auf eine packendere Art das freudvolle Lebensgefühl, an dem Moncayo bei der Komposition so viel gelegen haben mag, als die beiden perfektionistisch geschulten Orchester der Top-Klasse. Das Duett von Posaune und Trompete hat dieses Mal die Posaune wieder einmal als Sieger des Wortgefechts, aber nur weil sie lauter spielen kann, nicht etwa schöner (oder gar prolliger). Die Blechabteilung des Orchesters verdient sich eine klare 1*. Einziger kleiner Makel: Die Rhythmusabteilung hätte es verdient, besser herauszukommen.
Die Aufnahmequalität ist ansonsten besser als bei Dudamel in London in der Aufnahme zuvor. Sie ist präsenter, offener, etwas heller, körperhafter und dynamischer. Allerdings nicht besonders großräumig.
4-5
Gustavo Dudamel
Los Angeles Philharmonic Orchestra
DG
2011, live
7:56
Bei diesem Konzert wäre der Huapango Teil der Opening Night 2011 gewesen (insofern unsere Infos stimmen), also der dritten Saison von Dudamel in LA. In dieser Besetzung gibt es auch noch einen lausigen Amateur-Mitschnitt aus der Hollywood Bowl auf YouTube, klanglich völlig indifferent, optisch langweilig und zudem unvollständig. Man braucht danach wirklich nicht zu suchen.
Bei der DG-Aufnahme, die es anscheinend nur als File zum Runterladen oder streamen gibt, nicht mehr als physischen Tonträger, wirkt „unser“ Huapango immer noch sehr tänzerisch durchpulst. Dudamel hat ein genaues Tempo vor Augen. Die gerade einmal zwei Sekunden Differenz zum Londoner Mitschnitt mit dem Simon Bolivar vier Jahre zuvor sind eher unserer eigenen Messtoleranz als Duamels untrüglichem, feinstem Gespür für das Tempo geschuldet. Das Orchester ist zweifellos eines der besten unserer kleinen Liste, die Violinen könnten noch etwas voller klingen, aber an die Besetzungsstärke des Simon Bolivar kommt man in LA wahrscheinlich bei weitem nicht heran, das hört man. Es wird sehr nuancenreich gespielt, die solistischen Beiträge werden auf den Punkt gebracht. Es klingt alles temperament- und druckvoll, wirkt aber etwas perfektionistisch und im Detail weniger lebendig als beim Simon Bolivar. Man ist zwar auch in LA mit Freude dabei, sie wirkt aber weniger überbordend, sodass sie im Vergleich zumindest nicht so leicht überspringt. Da sind die sogenannten „Jugendorchester“ tatsächlich etwas Besonderes. Und die vielleicht von patriotischen Hochgefühlen speziell zu Höchstleistungen animierten mexikanischen. Wenn man sich dann wieder z.B. das Jugendorchester unter Rivero Weber anhört bestätigt das nur die zunächst noch leicht ungläubig angestellte Vermutung. Das spielt ebenfalls super sauber, aber eben nicht „clean“. Auch in LA versäumt man es, dem Schlagwerk mehr klangliches Gewicht zu verleihen. Man hätte dadurch das spezielle „Feeling“ des Stückes nochmals verstärken können.
Die Aufnahme ist aus professioneller Sicht absolut gelungen. Sehr deutlich, sehr transparent und mit einer ausgezeichneten Staffelung des Orchesters versehen. Schlagwerk und Blech sind zwar gut zu hören, für den Huapango wäre eine exponiertere Stellung jedoch wünschenswert. Er ist nun mal kein Stück von Brahms oder Schumann, da darf man als Tonmeister gerne einmal von liebgewordenen und als richtig erachteten Gewohnheiten abweichen. Gerade die typischen Folklore-Instrumente muss man gut hören können, sie machen einen Teil des besonderen Flairs und der Atmosphäre des Stückes aus. Dennoch: Für den audiophil eingestellten Klassik-Hörer dürfte diese Aufnahme mit zur ersten Wahl gehören.
4-5
Placido Domingo
Berliner Philharmoniker
Euroarts, TDK
2001, live
8:29
Bei diesem Waldbühnen-Konzert gab der Spanier sein Debut als Dirigent bei den Berliner Philharmonikern. Dass man den Huapango mal gerade eben zum spanischen Kulturgut einer „Spanischen Nacht“ hinzuzählt, wollen wir mal unkommentiert durchgehen lassen. Herr Domingo schlägt ein mittleres Tempo an, jedenfalls empfindet man es als nicht schnell. Gespielt von dem Berliner Luxus-Klangkörper hört sich der Huapango dann doch ganz anders an. So geschmeidig hört man ihn selten, besonders differenziert, delikat, klangüppig und durchaus mit viel Freude am Klang und am Musizieren gespielt. An Herr Domingos Leitung kann es allerdings kaum gelegen haben, dass der Huapango auch so zu einem Erlebnis wird. Er schaut nur selten einmal von seiner Partitur auf die Musiker und wenn, dann nur für Sekunden. Das Orchester spielt auch so sehr sicher und souverän. Die Duette erklingen mit erlesener musikalischer Meisterschaft und dass die Philharmoniker nur beste Instrumente nutzen, das hört man gegenüber den „Jugendorchestern“ aus Mittelamerika eben auch. Das Duo Flöte/Horn mit Andreas Blau und dem jungen Stefan Dor sollte man sich nicht entgehen lassen. Auch die Oboe mit Hansjörg Schellenberger ist durchaus des Hinhörens wert. Etwas besonderes habe sich die Philharmoniker beim Duo Posaune/Trompete überlegt. Da spielen alle vier (!) Trompeten gegen die Soloposaune an. Sie hören sich dabei an wie eine große Trompete, so intonationsrein.
Der Klang ist für Waldbühnenverhältnisse sehr gelungen, offen, dynamisch, frei und etwas füllig. Die Gran Cassa ist sehr, sehr kräftig geraten.
4-5
Enrique Arturo Diemecke
Royal Philharmonic Orchestra, London
RPO Eigenlabel, Membran
1994
9:50
Señor Diemecke ist Mexikaner mit deutschen Wurzeln. Vielleicht kommt es daher, dass „sein“ Huapango der langsamste der gehörten Aufnahmen ist? Er ist jedoch in Mexiko hoch angesehen, denn sonst wäre er nicht Chef des angesehensten Orchesters Mexikos gewesen, des Orquesta Sinfónica Nacional de Mexico. Und zwar von 1990-2007. Er war somit der direkte Vorgänger von Carlos Miguel Prieto.
Der Huapango wirkt nun gewichtiger als üblich, was zum gezügelten Tempo (es ist wie gesagt das langsamste unserer kleinen Liste) auch am profunden Bass der Aufnahme liegen mag, aber nicht schwerfällig, sondern immer noch sehr beschwingt. Man hört auch hier ein Orchester der Spitzenklasse, nicht zuletzt bemerkbar an den verspielt wirkenden solistischen Beiträgen. Man weiß die zusätzliche Zeit gut zu nutzen. Die Spielweise wirkt pointiert und das macht auch vor der Gran Cassa nicht halt. Der Dirigent ist mit allen Huapango-Wassern gewaschen und lässt auch die kürzesten Melodiestückchen noch singen. Das „Meno“ wird dann stark abgebremst und wirkt sehr idyllisch, ja sehnsüchtig, jedenfalls außerordentlich gefühlvoll. Die verschiedenen Duos werden nicht so recht zur Schau bestellt, dazu wirkt der Raumanteil der Aufnahme zu sehr betont, aber das charakteristische Schlagwerk reißt so richtig mit.
Diese Aufnahme wirkt sehr großräumig und sehr dynamisch. Die einzelnen Instrumente sind sehr gut ortbar. Das Orchester-Panorama wirkt dreidimensional. Man hört einen guten Streicherbass, einen vollen Streicherchor und sehr schöne, pralle Violinen. Die Gran Cassa kommt gut ins Bild.
4-5
Herrera de la Fuente
Orquesta Filharmonica de la Ciudad de Mexico
Classicos Mexicanos
1993
8:03
Diese Einspielung wurde im Estudio 19, Mexico City gemacht. Der Dirigent hat noch eine weitere Aufnahme, also eine dritte gemacht, die anscheinend mit seinem Nationalorchester Mexiko erfolgte und auf Musart erschienen sein soll, dem Design des Covers nach bereits in den mittleren 50er Jahren. Auf diese Aufnahme hatten wir leider keinen Zugriff.
Das Orchester der Stadt Mexiko wirkt bei diesem flotten Tempo manchmal nicht ganz homogen, da laufen die Bläser ein wenig hinterher. Viel wichtiger ist aber auch hier, dass die Violinen aus vollem Herzen zu spielen scheinen, sehr klangschön, sehr homogen, weich und rund. Die diversen Soli, gerade von Trompete und Oboe gelingen sehr schön. Leider hat man dem Schlagwerk nicht den ihn gebührenden Platz eingeräumt, es klingt etwas schwach. Insgesamt liegt eine spannende Darstellung vor mit einem wiegenden „Meno“ und einer schön phrasierenden und klingenden Oboe als Hauptdarstellerin. Auch das Duo Posaune/Trompete klingt voll und rundum gelungen. Leider fehlt der Aufnahme durch die mangelnde Schlagwerkpräsenz der optimale „Anmachfaktor“.
Der Klang wirkt aber ansonsten sehr räumlich und ausgewogen, die Soli werden nicht extra „vorgezogen“ und erklingen sozusagen vom Platz aus. Auch sonst eher benachteiligte Instrumente kommen zu ihrem Recht, jedoch wirkt das Klangbild insgesamt etwas zu entfernt. An der Dynamik hapert es. Es gibt keinerlei frühdigitale Härten, der Klang wirkt nicht ganz offen.
4-5
Massimiano Valdes
Simon Bolivar Symphony Orchestra of Venezuela
Dorian
1995
7:50
Der chilenische Dirigent (*1947) war Assistent von Franco Ferrara in Bologna und Siena, von Celibidache in Stuttgart und Paris und später von Bernstein und Ozawa in Tanglewood. Chefstellen hatte er in Asturien, Santiago de Chile und Puerto Rico. Von 1978-82, also lange vor der Aufnahme des Huapango, war er beim Simon Bolivar Jugend-Orchester. Wir stellen fest, dass das Orchester bereits vor Gustavo Dudamel ein gutes Orchester (und nicht unbedingt ein Jugendorchester) mit guten Solisten und einem homogenen Gesamtklang war. Es kann beim Huapango mit den besten mexikanischen Orchestern mithalten. Wenn man die Hörner mal ausnimmt (die werden mal wieder ihrem Ruf als Glücksspirale gerecht, allerdings nur ein Mal) klingt das Orchester glanzvoll. Valdes dirigiert tänzerisch-vorantreibend. Dass man jedoch die „Meno“-Passage mit dem schönen Oboensolo so schnell und so wenig gefühlvoll erklingen lässt, das kommt in Mexiko eigentlich nicht vor, zumindest einmal in den wenigen von uns gehörten Aufnahmen. Das Duo Posaune/Trompete lässt keine Marktplatzatmosphäre aufleben, dazu klingt es zu schön und kultiviert. Man möchte sich keinem falschen Verdacht aussetzen.
Der Klang wirkt warm, weich und farbig, fast wie bei einer guten Analogaufnahme. Es klingt dynamisch und die Abbildung wirkt präzise. Besonders aufgeweckt aber auch knackig klingen Blech und Schlagwerk.
4-5
Josep Vincent
ADDA Simfónica Alicante
Aria Classics
2024
8:20
Von unserer Betrachtung der Diskographie von Ravels „La Valse“ ist uns Dirigent und das Orchester von der spanischen Costa Blanca noch in bester Erinnerung geblieben. Dieses Mal nähert man sich dem Werk mit gezügelter Verve, spielt jedoch leidenschaftlich. Das Orchester lässt erneut seine ausgezeichnete Qualität hören, da sitzt jedes Detail wie bei den allerbesten Einspielungen aus Mexiko. Vielleicht sogar noch ein bisschen nuancenreicher. Mit zunehmender Spieldauer wird das Spiel immer temperamentvoller. Das Duo Posaune/Trompete lässt allerdings den spezifischen, rauen Klang des Marktplatzes vermissen. Dieses Hintergrundwissen kann man dem Notenbild nicht entnehmen.
Die Aufnahme wirkt wie bei „La Valse“ geglückt. Es klingt plastisch, räumlich und dreidimensional, sehr transparent und körperhaft. Sie ist optimal durchhörbar und das Schlagwerk klingt ausgezeichnet. Da merkt man, dass der Dirigent vom Schlagzeug herkommt. Die Gran Cassa könnte allerdings mehr Durchschlagskraft haben und die Violinen noch etwas seidiger klingen. Der Bass war bereits bei „La Valse“ keine Domäne der spanischen Aufnahmetechnik, das verhält sich dieses Mal genauso, sodass der Gesamtklang auch dieses Mal wieder ziemlich schlank wirkt.
4-5
Theodore Kuchar
Orquesta Sinfónica de Venezuela
Brilliant Classics
2011
8:08
Es gibt also neben dem Simon Boilvar noch weitere Orchester in Venezuela. Das Venezuela Symphony gilt als eines der bedeutendsten Orchester Venezuelas. Es wurde am 24. Juni 1930 von Vicente Emilio Sojo gegründet und ist nach dem Boston Symphony Orchestra das älteste Orchester Amerikas. Seine Chefdirigenten waren unter anderem Antonio Estévez, Gonzalo Castellanos Yumar, Georg W. Schmöhe, Eduardo Marturet und Theodore Kuchar. Sein aktueller Hauptsitz ist das Teresa Carreño Theater in Caracas. Das Venezuela Symphony Orchestra unterhält ein Radioprogramm, das zweimal wöchentlich über Radio Nacional de Venezuela ausgestrahlt wird, und gibt etwa siebzig Vorstellungen pro Jahr (Quelle: Wikipedia).
Sein damaliger Chefdirigent Theodore Kuchar heizt ihm tüchtig ein, sodass der Huapango ordentlich Schwung bekommt und sehr tänzerisch und temperamentvoll wirkt. Blech und Schlagwerk werden wunderbar betont, sodass die typischen Instrumente und Rhythmen ungehindert vorantreiben können. Kuchar weiß auch die einkomponierten Wechselspiele im Instrumentalen bewusst als Mittel der Steigerung des Elans zu nutzen. Allerdings reagiert das Orchester darauf mit einem leicht mechanisch wirkenden Spiel und die Wiederholungen erscheinen so ein wenig pauschal und eintönig. Da hätte etwas weniger Drill und etwas mehr Spielfreude noch mehr zum tänzerischen Hochgefühl beitragen können. Die „Meno“-Passage bleibt mehr im Tempo, bremst also kaum ab und wirkt so recht tänzerisch, aber lange nicht so verträumt-melancholisch wie bei anderen Einspielungen (z.B. bei Luis Lobos). Wenn daraus eine kleine Oase der Stille und Besinnung wird, dann wirkt der abschließende Teil als harter Kontrast und daher nochmals temperamentvoller. Im Ganzen wirkt dieser Huapango aus Caracas ein wenig mechanisch und kühl, weniger charmant. Die Rhythmus-Sektion der Venezolaner ist allerdings pures Gold wert, da rumst es gewaltig und das macht richtig Spaß.
Die Aufnahme klingt sehr transparent, räumlich, offen und deutlich. Die Präsenz des Orchesters wirkt recht direkt auch bei Blech und Schlagwerk. Sehr impulsiv.
4-5
Alondra de la Parra
Orchestre de Paris
Arte, YouTube
2015
8:19
Bei dieser Aufnahme handelt es sich um einen Video-Mitschnitt aus der Pariser Philharmonie. Hier herrscht die orchestrale Exzellenz eines europäischen Spitzenorchesters und zwar überall wo man hinhört, ob es nun die Harfe ist oder die Oboe. Das Zusammenspiel wirkt geschmeidig, der Klang des Orchesters wunderbar homogen, nuanciert und überaus transparent, ganz ähnlich wie bei beim LAPO. Die Dirigentin wiederholt ihre Sony-Aufnahme von 2010 fast sekundengenau. Und das Orchester und die Aufnahmetechnik gehen nun noch über die 2010er hinaus. Leider bleibt das Schlagwerk in Paris total unterbelichtet, was bei diesem Stück kein unwichtiger Makel darstellt. Man will nicht behaupten, das wäre die Essenz des Stückes, aber das Schlagwerk ist ein Teil seiner Identität oder trägt zumindest dazu wesentlich bei. So geht der folkloristische Aspekt zum großen Teil verloren, genau wie die rhythmische Kraft und die Urwüchsigkeit, auch des Gefühls. Dafür entschädigt das exzellent geblasene Oboen-Solo im „Meno-Abschnitt nur bedingt. Insgesamt vergisst man jedoch nicht, die Höhepunkte angemessen zu gestalten. Aber doch sehr klassisch und sehr, sehr kultiviert. Ähnlich wie bei Dudamel in LA vergisst man vor lauter edler Klasse und Anmut die Urwüchsigkeit, die Naturbelassenheit, die dem Stück innewohnt und die es erst zu was Besonderem macht. Das gelang 2010 besser.
Der Klang der Aufnahme wirkt sehr klar, räumlich, präsent, sehr farbig und detailreich. Dazu passt die Hochganzoptik, von der man sich jedoch nicht ablenken lassen sollte. Übrigens, wenn man das Video direkt bei Arte abspielt klingt es spritziger und voller als bei anderen, trittbrettfahrenden Anbietern auf YouTube.
4-5
Kenneth Klein
Orquesta Sinfónica de Mexico
Unicorn
1978
8:47
Aufgenommen wurde dieses Mal im Recording-Center der Gesellschaft der Autoren und Komponisten in Mexico-City. Der in LA geborene Dirigent wurde 1967 Chefdirigent des Orchesters von Guadalajara und blieb es bis 1978. Danach war er beim Nassau Sym. Orch. (ab 1980) und des Santa Cruz (Kalifornien) Sym. Orch. (1981–1985), bei den NY Virtuosi (ab 1982) und beim South Dakota Sym. Orch. (1983–1985) tätig. Danach verliert sich die Spur.
Das Tempo verbleibt bei einem gebremst wirkenden Feuer, aber das Spiel wirkt sehr detailfreudig und man scheint mit dem Herzen dabei zu sein. Die Hörner hatten allerdings nicht ihren besten Tag. Bei „Meno“ wir auch Kenneth Klein nur unwesentlich langsamer. Das Duo von Posaune und Trompete wäre durchaus marktplatzgeeignet. Ein echtes „Gespräch unter Freunden“!
Diese Aufnahme lag uns als LP vor. Sie klingt offen, recht voluminös und plastisch. Sie bietet ein übersichtliches Orchesterpanorama. Die schön und voll klingenden Violinen fallen auf, genau wie die dreidimensionale Abbildung. Der Bass erscheint prominent, Schlagzeug und Harfe werden exzellent wiedergegeben. Die LP hatte, wie bereits die EMI mit Batiz einen völlig störungsfreien Lauf. Eine Analogaufnahme mit warmer Klanggebung.
4
Benjamin Juarez Echineque
Orchestra oft the Americas
Urtext
1998
8:13
Dieses Mal wurde wieder im Sala Nezahualcoyotl in Mexico-City aufgenommen. Die Aufnahme macht vieles richtig. Sie wirkt wie von sonniger Freude durchpulst und lässt die speziellen mexikanischen Schlaginstrumente schön plastisch hervorklingen, obwohl der Dirigent und die Klangtechnik das gesamte Schlagwerk im Auge behalten. Das Orchester ist gut besetzt, auch beim Holz und bei den Hörnern. Das gesamte Blech spielt sauber und inspiriert. Wir haben es erneut mit einem „Jugendorchester“ zu tun. Das Orchester wurde 2002 von Visión Inc. in Zusammenarbeit mit dem New England Conservatory in Boston gegründet. Die Gründung des Orchesters wurde durch die Pionierarbeit von Persönlichkeiten wie Jorge Peña Hen (Chile), Ana Milena Muñoz Gómez (Kolumbien), Oscar Arias (Costa Rica), José Antonio Abreu (Venezuela) und anderen in ganz Amerika inspiriert, um der Plattform des Symphonieorchesters im Epizentrum des sozialen Wandels in vielfältigen, unterprivilegierten Gemeinschaften eine neue Bestimmung zu geben. Zu den frühen musikalischen Förderern zählten unter anderem Yo-Yo Ma, Carlos Miguel Prieto, Plácido Domingo, Gustavo Dudamel und Benjamin Zander. Seit seiner ersten Tournee hat das Orchestra of the Americas über 400 Konzerte vor Publikum in über 35 Ländern in Nord- und Südamerika, Europa und Asien gegeben. Das Orchester hat über 15 Millionen Menschen durch Fernseh- und Radioübertragungen, Aufnahmen, Printmedien und das Fernsehen erreicht – darunter drei dem Orchester gewidmete abendfüllende Dokumentarfilme. Derzeitiger Dirigent ist Carlos Miguel Prieto. Man sollte es nicht mit dem von Alondra de la Parra gegründeten Philharmonic Orchestra of the Americas verwechseln.
Leider spielt die Klangtechnik insgesamt nicht so recht mit. Der Klang wirkt nicht sonderlich weiträumig aber räumlich recht differenziert. Die Soli kommen deutlich heraus, doch der Gesamtklang wirkt dünn bei den Streichern und insgesamt trocken und flach. Nur beim letzten Akkord ist beträchtlicher Nachhall zu hören bei dem man sich fragt, was er die ganze Zeit zuvor wohl gemacht hat. Es fehlen Körperhaftigkeit und vor allem Fülle.
4
Fernando Lozano
Orquesta Filarmónica de la Ciudad de México
Forlane
1980
8:55
Es gibt in Mexico-City außer dem Sala Nezahualcoytl noch weitere Säle in dem man aufnahmen kann, so z.B. der Sala Ollin Yoliztli. Die Philharmoniker der Stadt wurden erst 1978 gegründet spielen heute in der Silvestre Revueltas Hall und man wundert sich, wie geschmeidig das Spiel bereits zwei Jahre nach der Gründung von der Hand geht. Das Musizieren wirkt weniger stürmisch, durchaus tänzerisch, aber doch mehr im gepflegten Legato-Stil gehalten. Was die Schlagzeuger jedoch nicht daran hindert ordentlich Rhythmus beizusteuern. Die Technik hat sie dazu gebührend in den Fokus gerückt. Bei Pauke, Großer Trommel und Guero ist sogar die kleinste Regung hörbar, wobei die Gran Cassa sehr kräftig zu Wort kommt. Der Klang der LP (diese war die dritte im Bunde) wirkt nicht ganz so offen wie bei der Unicorn-LP, die zudem auch ortungsschärfer blieb. Die Basswiedergabe überzeugt auch bei Forlane genau wie die warmen Klangfarben der Analogaufnahme. Auch in diesem Fall war die Oberfläche makellos.
4
Juan Carlos Lomanaco
Orquesta Sinfónica de Yucatan
DK Records
?
8:23
Das Orchester aus Merida von der Halbinsel Yucatan spielt den Huapango ebenfalls beschwingt, tänzerisch und leichtfüßig. Die Oboe war damals ein kleiner Schwachpunkt. Das Duo aus Posaune und Trompete hat ordentlich Pepp, kann aber wie die ganze Einspielung nicht so recht herausragen.
Die Aufnahme ist recht schlagzeugaffin, recht transparent und teilweise recht voll, dynamisch, räumlich, präsent und gut gestaffelt. Auch im Klangtechnischen: Gut aber nicht herausragend.
4
Guillermo Salvador
Orquesta Filarmónica de Jalisco
IMD
?
9:00
Dies ist das Orchester aus Moncayos Geburtsstadt Guadalajara. Señor Salvador war von 1997-2002 Chef des Orchesters, aus dieser Zeit könnte die Einspielung stammen. Weitere prominente Leiter des Orchesters waren Eduardo Mata (1965 und 66), Kenneth Klein (1967-78) und Alondra de la Parra 2012 und 13. Derzeit ist ein gewisser Jesus Medina Chefdirigent. Dieses Mal geht es eher locker beschwingt statt beherzt vortreibend zu. Es gibt mal keine Hochspannung, aber Volksfeststimmung. Die Musik kann sich frei entfalten und man nimmt ein homogenes, aufmerksames und präzises Orchester wahr. Mit den solistischen Darbietungen gibt es keine Probleme, sie sind laut genug und wirken klanglich ausgereift, nur die Oboe wirkt etwas starr. Das „Meno“ wirkt beschaulich und verbreitet „Heimatgefühl“ mit herzlicher Wärme. Das Duo Posaune/Trompete wirkt nicht besonders frech oder „motzig“, da treffen sich nette Zeitgenossen, die man allerdings über den ganzen Marktplatz gut hören kann.
Der Klang der Aufnahme wirkt deutlich, sehr transparent, sehr weich und gut gestaffelt. Die Räumlichkeit wirkt weit, die Dynamik ist gut, genau wie der Bass.
4
Luis Lobos
Royal Philharmonic Orchestra, London
Universal, Blanco y Negro Pop, Musixx
2000
9:22
Luis Lobos ist ein spanischer Arrangeur, Komponist und Dirigent. Er lässt aber hier keines der zahlreichen Arrangements, die es von Moncayos Huapango gibt spielen, sondern die Originalkomposition. Die Aufnahme entstammt der Produktion mit dem bezeichnenden Namen ¡Viva México!
Die Musik erklingt mit gemäßigtem Tempo und weichen, wohlgeformten runden Bögen. Ohne das eigentlich übliche „volkstümliche Temperament“. Man spielt gelassen und sehr sauber zusammen mit wenig Biss, aber durchaus charmant. Das hätte man so von einem hauptamtlichen Arrangeur von Popmusik nicht ohne weiteres erwartet. Besonders der Abschnitt mit der Bezeichnung „Meno“, hier wieder mit einem deutlich reduzierten Tempo gespielt, wirkt sehr gefühlvoll und von den Solisten des RPO ausdrucksvoll gespielt. Flöte und Horn spielen ein sauberes Unisono. Die Soli von Oboe und Harfe lassen keine Wünsche offen. Generell ist das f ein wenig zu leise und zahm geraten. Das folgende Allegro moderato wirkt etwas zu viel Moderato und etwas zu wenig Allegro. Das Duo Posaune/Trompete ist gut, bringt den Marktplatz aber nicht zum Vibrieren.
Der Klang der Aufnahme suggeriert einen sehr großen, weiten Aufnahmeraum. Das Orchester wirkt darin sehr räumlich, im Tutti leider etwas hallig. Die Ortbarkeit der einzelnen Instrumente ist sehr gut, obwohl die einzelnen Schallquellen sehr weit voneinander entfernt scheinen. Das ist keine Billigproduktion, da hat man an nichts gespart. Das Orchester wirkt sehr übersichtlich und die Soli werden sorgfältig herausgearbeitet. Es könnte für unseren Geschmack etwas präsenter klingen, vor allem das Blech. Wahrscheinlich hat man hier bewußt für den Mainstream-Geschmack produziert. Der Bass ist gut ausgeprägt und deutlich. Die Dynamik ist nur wenig gewaltig jedoch ist diese Aufnahme insgesamt eine der klanglich Besten.
4
Eduardo Sanchez-Zuber
Orquesta Sinfónica de Michoachán
DK Records
2023
9:07
Da merkt man, wie wenig man von Mexiko weiß: Michoachán ist ein Bundesstaat Mexikos. Das Orchester residiert in der Provinzhauptstadt Morelia, die ungefähr so weit westlich von Mexico-City entfernt ist wie Xalapa östlich. In Morelia spielt man den Huapango zwar nicht ganz so temporeich wie in Xalapa, aber mit großer Leidenschaft. Den Streichern gelingt eine der besten Gitarrenimitationen überhaupt. Man denkt, da säßen lauter Gitarristen statt zupfender Streicher. Auch in Morelia bremst man im Meno stark ab und legt wert auf den gefühlvollen Kontrast. Die Oboe phrasiert ihr Solo besonders schön.
Das Orchester erklingt gut aufgefächert, räumlich und transparent, die Gran Cassa kommt sehr deutlich heraus, leider klingt sie nicht trocken genug, sondern etwas schwammig. Die Betonung des Schlagwerks passt gut zum Huapango. Bis auf die ziemlich dünn klingenden Violinen klingt es recht voll und voluminös.
4
Eduardo Alvarez
Orquesta Sinfónica de la Sociedad Filarmónica de Conciertos
Global Entertainment, Cassola, Titanio Records
1996, live
8:34
Ach diese Einspielung fand im Sala Nezahualcoyotl in Mexico-City statt. Das Orchester wirkt etwas „hemdsärmelig“ und im Tutti weniger präzise. Das gilt auch für die 3 solistischen Violinen. Das Blech kommt gut heraus und die Gitarrenanklänge der Violinen wirken schön deutlich. Beim „Meno“ wird das Tempo so sehr gedehnt, dass dieser Abschnitt weniger spannungsreich erscheint, fast wie ein Stück im Stück. Im Großen und Ganzen wird jedoch ausgelassen und recht anspringend musiziert.
Die Aufnahme hat wenig Raumtiefe und das Orchester scheint in einer Ebene zu musizieren. Das Schlagwerk tönt deutlich, insbesondere die Gran Cassa. Der Klang wirkt im Ganzen etwas dünn und wenig sonor,
4
Klaus Arp
Rundfunkorchester Kaiserslautern (heute: ist in der Deutschen Radio Philharmonie aufgegangen)
Hänssler
1990-99
7:58
Das Orchester macht einen mit dem Stück vertrauten Eindruck. Es spielt leicht und locker, präzise und klangschön. Obwohl das Tempo schnell wirkt stellt sich allerdings kaum der Eindruck von temperamentvoller Lebensfreude ein. Es wird alles ziemlich einheitlich und in einem Tempo durchgespielt. Das gilt leider auch für den „Meno“ überschriebenen zumeist deutlich langsamer gespielten Abschnitt. Arp lässt hier sogar noch etwas schneller spielen, was den Stimmungsgehalt dieser besonders gefühlvollen Passage ziemlich kaputt macht. Das Duo Posaune/Trompete wird sauber und schön gespielt, versprüht aber Funkhausatmosphäre statt die eines mexikanischen Marktplatzes. Auch als Ganzes wirkt der Huapango aus Kaiserslautern ein wenig zu deutsch. Zwar durchaus lebendig, aber um mexikanisches Temperament zu versprühen wird das Werk einfach einen Hauch zu gleichmäßig durchexerziert.
Die Aufnahme wirkt transparent, sehr präsent, nicht gerade großräumig und recht trocken.
3-4
Marcus Merkel
MDR-Sinfonieorchester mit der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz
MDR
2025, live
8:47
Diese Aufführung des Huapango fand im Rahmen des Eröffnungskonzerts des MDR-Musiksommers statt. Und zwar auf dem Theaterplatz in Chemnitz, der diesjährigen Europäischen Kulturhauptstadt. Obwohl dem Namen nach zwei Orchester beteiligt sein sollen, hat sich an der normalen Besetzungsstärke nichts geändert, also keine Riesenbesetzung à la Royal Albert Hall, wie beim Simon Bolivar Youth Orchestra. Dass zwei Orchester beteiligt sind merkt man höchstens am mitunter weniger homogenen Spiel. Der junge Dirigent ist seit 2022 Chefdirigent am Theater Koblenz. Die Gitarrenimitation gelingt den Streichern des Orchesters gut, insgesamt wirkt das Spiel jedoch recht betulich, zumal der Dirigent nur sehr wenig animierend eingreift. Das ist nicht das mexikanische Temperament, das wir von vielen anderen Aufnahmen kennen. Das Duo Posaune/Trompete wirkt nicht ganz sicher, meist ist es die Posaune, die etwas unsicherer wirkt, nicht die Trompete und genauso ist es auch auf dem Theaterplatz Chemnitz.
Die Aufnahme klingt vom Radio gehört durchhörbar und präsent, nicht besonders luftig aber doch transparent. Dynamisch wirkt sie eingeebnet. Als vom MDR eingestelltes YouTube-Video klingt die Aufnahme weniger detailreich, weniger brillant, weniger plastisch, weniger klar, da merkt man wie beachtlich das gute alte Radio auch heute noch klingen kann. Dynamischer klingt die Aufnahme auf YouTube auch nicht.
3-4
José Guadalupe Flores
Orquesta Filarmónica de Querétario
YouTube
2013
8:32
Dieses Video wurde vom Orchester selbst bei YouTube eingestellt. Der Dirigent war 1985 und 86 Chefdirigent des Orquesta Sinfónica Nacional de México. Es läuft beim Orchester aus Santiago de Querétaro (kurz: Querétaro), der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats Querétario in Zentralmexiko (und mit ca. 860.000 Einwohnern (2015) auch die größte) alles wie am Schnürchen. Die Stadt ist übrigens bekannt für ihre koloniale Architektur und die Altstadt ist seit 1996 Weltkulturerbe der UNESCO. Man hat den Huapango gut einstudiert und spielt ihn in einem durch, sicher und ohne besondere Vorkommnisse. Aber auch ohne besonderen Impetus und ohne besondere Inspiration.
Alle Instrumente sind gleichweit vom Hörer entfernt, so suggeriert es diese Aufnahme. Das Klangbild ist brettflach und sehr trocken und stumpf, nicht gerade sehr transparent, sodass nur die Soli ganz gut herauskommen. Es wurde nicht mit den höchsten Standards produziert.
3-4
David Seredero
Orquesta Sinfónica Nacional de Chile
Veröffentlicht vom Dirigenten
?
9:09
Der chilenische Dirigent David Seredero besuchte 1960 einen Meisterkurs bei Tibor Varga und 1977 einen Meisterkurs bei Sergiu Celibidache in Trier. Er leitete das Nationalorchester Chiles von 1967-72. Seit 1973, so ist zu lesen war er Mitglied der Rheinischen Philharmonie Koblenz und leitete das Rheinische Collegium Musicum. Die Aufnahme deren Aufnahmedatum nicht mit veröffentlicht wurde kann schon alleine aus klanglichen Gründen nicht mit den anderen mithalten. Sie wurde noch monaural aufgenommen und klingt dumpf und unausgewogen. Aber auch das Orchester spielt nicht mit dem Temperament der mexikanischen Orchester, jedoch macht das Hören des Huapango selbst in dieser reduzierten Form immer noch viel Spaß, denn das Orchester aus Santiago de Chile hat selbst offensichtlich viel Spaß beim Spielen, wenn es auch alles andere als perfekt gelingt. Vielleicht handelt es sich auch „nur“ um eine private Aufnahme, die nie zur Veröffentlichung bestimmt war.
Die Mono-Aufnahme klingt wie gesagt dumpf und unausgewogen, teils übersteuert und verhangen. Nicht ohne Detailverlust verhangen.
3
Carlos Chavéz
Orquesta Sinfónica Nacional de México
Decca, MCA
?
7:53
Dies müsste die älteste Aufnahme des Huapango sein, zumindest mal in unserer kleinen Liste. Leider war das Aufnahmedatum nicht in Erfahrung zu bringen. Carlos Chavez (1899-1978) war ja der Lehrer für Komposition von José Pablo Moncayo. Er war Chefdirigent des Orchesters von 1928-1941 und interimistisch noch einmal 1973.
Er schlägt ein schnelles Grundtempo ein, das kaum jemals modifiziert wird. Sehr gut kann man die Gitarrenimitationen der Streicher heraushören. Ein schönes Legato-Spiel legt sich über den Rhythmus des noch am deutlichsten hörbaren Schlagwerks. Das Orchester spielt mit viel Emphase. Der Abschnitt „Meno“ wird allerdings im gleichen schnellen Tempo „durchgepeitscht“ wie der Rest des Stückes. Da wollte man wohl jede Sentimentalität vermeiden.
Es wurde eine alte Schallplatte in miserablen Zustand digitalisiert. Es knackt, schleift und verzerrt, dass es keine Wonne ist. Es klingt wenig transparent und wenig gelungen.
Die Aufnahmen mit Carlos Miguel Prieto, der den Huapango immer wieder gerne weltweit auf seine Programme setzt. Er scheint oft als musikalischer Botschafter Mexikos unterwegs zu sein, nicht nur, aber auch in Sachen Huapango. Deshalb bekommt er eine kleine Mini-Liste:
5
Carlos Miguel Prieto
Orquesta Sinfónica de Mineria
YouTube
2022, live
8:43
Der mexikanische Dirigent ist seit 2006 Chefdirigent des ehemals als Orchester der Minengesellschaft gegründeten Orchesters. Heute zählt es zu den besten des Landes. Er war zudem Chef des mexikanischen Nationalorchesters von 2007-2022. Und er fungiert ebenso als Hauptdirigent des Orchesters of the Americas. Und wenn man bei Wikipedia nachschaut, so wäre es auch noch Chef in North Carolina und Ehrendirigent des Louisville Philharmonic Orchestra. Ein sehr rühriger Mann, der zuerst einen Abschluss in Elektrotechnik in Princeton erwarb und 1992 einen Master of Business Administration an der Harvard University. Er arbeitete zunächst für eine Zuckerfirma, bevor er sich ganz der Musik widmete. Studiert hat er bei Jorge Mester, Enrique Diemecke und Charles Bruck.
2022 traf man sich zum Concierto mexicano, das scheint uns das Konzert zum Nationalfeiertag zu sein und da darf der Huapango natürlich nicht fehlen. 2022, das heißt dass da Corona noch das Zepter schwang nicht nur über das Kulturleben. Alle Musiker/innen außer den Bläsern mussten noch Masken tragen. Alle Musiker spielen, soweit erkennbar und erhörbar mit vollem Herzen und voller Emphase „ihren“ Huapango. Und sie kennen ihn, wer sonst, wenn nicht sie. Ein ganz besonderes Schauspiel bietet die Paukerin. Wenn sie nicht mitdirigierend ihre Schlegel schwingt (und wie!) hört sie inmitten des krachenden ff des restlichen Orchesters nach ihren Pauken, ob sie auch ja den richtigen Ton treffen. Auf die richtige Stimmung kommt es ja jederzeit an und die wird hier voll ins Schwarze getroffen. Charakteristisch für die Aufführungen mit Señor Prieto sind die marktplatzgerechten Jubelbeiträge der Orchestermitglieder, die gerade nicht in ihr Instrument blasen müssen gegen Ende des Stückes und er selbst wünscht dem Orchester am Schluss immer ein herzliches aber im ganzen Saal vernehmliches ¡Viva Mexico! Das kommt nicht nur am Nationalfeiertag gut beim Publikum an.
5
Carlos Miguel Prieto
HR-Sinfonieorchester
HR
2013, live
9:10
Das erstklassige Orchester des HR musiziert auch mit mexikanischer Musik erstklassig. Präzise wie fast immer und mit viel Gefühl bei den solistischen Beiträgen, sei es nun von Harfe, Holz oder Blech. Sogar die Hörner sind hochkonzentriert bei der Sache und leisten sich keine Ungenauigkeiten. Señor Prieto scheint es ebenfalls sehr zu gefallen, denn er lächelt fortwährend das Orchester an, einigen Orchestermitgliedern geht es kaum anders, sie lächeln zurück oder in sich hinein. Der Abschnitt mit der Bezeichnung „Meno“, eine Bezeichnung, die natürlich viel Spielraum zur Interpretation lässt, wird leicht verlangsamt, sodass sich der Solo-Oboist klanglich und emotional wunderbar entfalten kann. Und obwohl der Mann offenkundig kein Mexikaner ist, klingt es einfach wunderbar differenziert und sehr gefühlvoll. Das Duo Posaune/Trompete könnte hingegen etwas frecher klingen, da bleiben die beiden Herren ein wenig zu sehr auf pure Klangschönheit getrimmt. Da hätte ihnen Señor Prieto vielleicht den Tipp vom Marktplatz geben können. Hier hätten sich die Beiden mal richtig die Meinung blasen dürfen! Das Schlagwerk wirkt gegenüber dem Minenorchester etwas zu zurückhaltend. Es folgt dann wieder das Prieto-typische ¡Viva Mexico!, dieses Mal wird es jedoch von einem Orchestermitglied mit sonorer Stimme mit: Si, Señor! beantwortet. Da kommt ordentlich Stimmung in Frankfurt auf.
Der Klang aus der Alten Oper Frankfurt ist voll, rund, weich, offen und recht dynamisch.
5
Carlos Miguel Prieto
Minnesota Orchestra
YouTube
2023, live
8:35
Gegenüber der Aufführung in Frankfurt hat Prieto das Tempo etwas angezogen. Das Orchester spielt ausgesprochen kultiviert und klangschön und die vom Orchester selbst bei YouTube eingestellte Aufnahme klingt ausgesprochen detailreich und präzise. Gegenüber HR und Mineria klingt das Orchester jedoch ein wenig kühl und es spielt etwas glatter. Übrigens spielt auch die Oboe in Minneapolis sehr differenziert und gefühlvoll und der „amerikanische“ Ton wirkt nun etwas voller, wärmer und geschmeidiger als früher. Dennoch kommt sie an die besondere Glanzleistung der Frankfurter Oboe nicht ganz heran. Allgemein muss man gerade die Qualität der Holzbläser unbedingt anerkennend loben. Prieto freut sich auch dieses Mal wieder das Stück dirigieren und hören zu können. Selbstverständlich braucht er keine Partitur dazu. Das Duo Posaune/Trompete ist sehr gelungen. Gibt es da einen Sieger? Nein: klares Unentschieden. Oder vielleicht doch die quirlige Trompete? Am Ende gibt es wieder ein ¡Viva Mexico! vom Dirigenten.
Das Schlagwerk wirkt noch etwas exponierter als beim HR. Ansonsten klingt die Aufnahme sehr transparent und noch besser durchhörbar als beim HR. Es liegen ja auch zehn Jahre dazwischen. Leider wirkt das Blech etwas entfernter.
4-5
Carlos Miguel Prieto
National Youth Orchestra of United States (Abteilung New York)
YouTube
2021, live
8:00
Hier handelt es sich einmal um ein richtiges Jugendorchester (Alter: 16-19 Jahre). Leider hat es wegen Corona nicht zu einem Abschlusskonzert vor Publikum gereicht, aber die jungen Leute mussten keine Masken tragen, man war ja unter sich und unter jungen Leuten, so dachte und wusste man vielleicht auch schon 2021, wütet das Virus nicht so sehr. Man traf sich zeitlich verspätet erst im Januar statt im Sommer zuvor in der Carnegie Hall. Das Orchester ist hervorragend eingestellt und vermittelt ein sehr hohes Maß an Spiel- und Lebensfreude. Man spielt rhythmisch pointiert und erreicht bereits Profiniveau. Nur das Holz klingt noch auffallend zurückhaltend und „mit kleiner“ Stimme bei den Soli, das gilt für die Jungs vom Blech deutlich weniger. Die Hörner haben einen guten Tag erwischt und die Trompete beim Duo Posaune/Trompete bläst was Lunge, Backen und Lippen hergeben. Toll. Begeisternd. Schade, dass die jungen Leute den sicherlich begeisternden Applaus des höchstwahrscheinlich rasenden Publikums nicht genießen konnten. Besonders gelungen die Stimmen vom Marktplatz, die die Orchestermusiker/innen einstreuen (die die nicht blasen müssen und deren Intonation nicht durch das Freudengeschrei gefährdet wird). Immerhin bringt der Dirigent zu seinem ¡Viva Mexiko! auch noch Señores (e Señoras) Bravo! Schließlich applaudiert man sich gegenseitig. Das Mindeste, was die mehr als gelungene Aufführung fordert.
Die Aufnahme wirkt etwas leiser aufgenommen als bei den Profiorchestern und es klingt ziemlich großräumig, klar und recht dynamisch. Bild und Ton sind hochwertig. Die Aufnahme wurde von der Organisation der Jugendorchester selbst bei YouTube eingestellt und beim Erstellen wurde an nichts gespart.
4-5
Carlos Miguel Prieto
Deutsche Radiophilharmonie
SR
2016, live
9:20
Bei diesem Konzert gastierte die DRP zum ersten Mal im BASF-Feierabendhaus in Ludwigshafen. Was sich vielleicht eher nach einem Wirtshaus für die eigenen Mitarbeiter anhört, entpuppt sich als ein Gebäude in Konzertsaalgröße und es ist genauso ausgestattet. Da fand 2016 eine Konzertreihe zum 150. Jubiläum der Betriebsgründung der BASF statt. Alle Länder, in denen BASF produziert, wurden musikalisch vorgestellt. Die DRP stellte so ein reines Südamerika-Programm vor und wer wäre als Dirigent besser geeignet als Carlos Miguel Prieto? In Ludwigshafen schlägt er zu Anfang jedoch ein auffallend langsames Tempo an, was dem Orchester ein besonders gefühlvolles Spiel gestattet. Da können die hervorragenden Solisten beim Holz, aber auch Horn und Harfe brillieren. Die Dynamik gefällt. Auch dieses Mal fehlt dem Duo Posaune/Trompete das Bewusstsein eigentlich auf dem Marktplatz in Alvarado/Veracruz zu stehen und nicht im Feierabendhaus in Ludwigshafen. Auch dieses Mal gibt es die typischen Freudenschreie, die die mexikanische Festtagsstimmung toll transportieren und wie in Frankfurt das ¡Viva Mexico! vom Dirigenten und das „Si, Señor!“ aus dem Orchester.
Der Klang wirkt gut durchhörbar und recht räumlich. Das Schlagwerk bekommt das richtige Maß mit, es könnte aber alles etwas brillanter klingen. Die Aufnahme wirkt leider ziemlich trocken.
4
Carlos Miguel Prieto
Orquesta Sinfónica Nacional de México
YouTube
2010
8:55
Señor Prieto war von 2007-2022 Chefdirigent des mexikanischen Nationalorchesters. Die längste Amtszeit in der Geschichte des Orchesters. Diese Mal nahm man im Sala Pricipal de Espectáculos del Palacio de Bellas Artes auf. Dem Ort der Uraufführung des Huapango. Bei diesem Mitschnitt, der mehr Klicks gesammelt hat als alle anderen Huapango-Videos bei YouTube zusammen, nämlich 6,5 Millionen ist das Orchester ist keiner besonders guten Verfassung. Auch technisch ergeben sich Ungereimtheiten. Zunächst fällt ein lauter Brumm auf, der für den weiteren Verlauf das Schlimmste befürchten lässt. Dann wirkt der Dirigent selbst etwas weniger agil als bei den anderen Darbietungen, dann, beim ersten Trompetensolo wird das Mikrophon ab- oder gar nicht erst angeschaltet, sodass man den Trompeter zwar sieht, aber nur sehr indirekt durch die Raummikrophone ganz leise hört. Wahrscheinlich hat man dieses Mikrophon als ursächlich für den Brumm ausgemacht uns daher abgeriegelt. Der Brumm kommt später dennoch leise nochmal auf. Der erste Hornist hat keinen guten Tag erwischt, was er im Verlauf des Stückes nochmals bestätigt. Das ganze Orchester spielt dieses Mal etwas ungehobelter als es eigentlich könnte, vor allem im Tutti. Auch 2010 bringt Prieto schon die Jubelschreie vom Marktplatz mit ein, was andere Musiker/innen, die nicht mitjubeln konnte, weil sonst die Intonation gelitten hätte, zum Lächeln bringt. Und sein ¡Viva Mexico! am Ende darf nicht fehlen denn es lässt den Applaus nur noch mehr aufbrausen. Das lässt jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Darbietung zwar immer noch zu den Charmantesten gehört, aber nicht gerade zu den am besten gespielten.
Den Klang kann man allerdings nur wenig bejubeln, das beginnt schon mit dem starken Brumm zu Beginn, der zwar ein paar Sekunden nach Beginn des Huapango nachlässt, aber später bei leisen Passagen immer wieder mal hervorkommt. Außerdem wird vielleicht wegen der Ursachenforschung an der kompletten Lautstärkeeinstellung herum manipuliert, was die Sache nicht besser macht. Generell wirkt der Klang leicht gepresst und sehr trocken. Gegenüber den anderen Prieto-Aufnahmen klingt es dieses Mal auch noch wenig räumlich und wenig transparent, also am schlechtesten. Das alles kann die gute Laune am oder mit dem Huapango jedoch kaum vermiesen.
11.10.2025